Die Nachricht schlug am gestrigen Nachmittag ein wie eine Bombe: Die deutsche Telekom kündigt die Verträge mit dem Discounter Drillisch und stellt Strafanzeige wegen Betruges. Als Grund dafür nannte das Unternehmen Scheinverträge, die nur geschlossen worden sein, um Provisionszahlungen zu kassieren. Im Fokus dabei: der Discounter Simply. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung der Deutschen Telekom:
… Die Telekom hatte im August festgestellt, dass der Vertriebspartner seit Februar 2011 mehrere zehntausend Mobilfunkanschlüsse aktiviert hat, ohne dass tatsächliche Kundenverhältnisse zu Grunde liegen. Auf diese Weise hatte Drillisch die Telekom um Provisionen betrogen. Die Telekom verlangt deshalb Provisionszahlungen in einstelliger Millionenhöhe zurück.
Die Geschäftsleitungen von Simply und der Drillisch AG sind teilweise identisch. Zudem erfolgte der Betrug mit Unterstützung weiterer Gesellschaften der Drillisch-Gruppe. …
Drillisch wies in einer darauf folgenden Pressemitteilung die Vorwürfe insgesamt zurück und wies darauf hin, dass Drillisch selbst die Verträge mit der Telekom bereits zum 3.November fristgemäß gekündigt hatte.
„Die Simply Communications GmbH hat sich im Hinblick auf von der Telekom gezahlten Provisionen vollumfänglich in Übereinstimmung mit den mit der Telekom geschlossen Verträgen verhalten“, betont der Vorstandssprecher der Drillisch AG, PaschalisChoulidis.
Die Pressemitteilung von Drillisch beschreibt die Vorgänge so:
… Die Geschäftleitung der Drillisch AG hatte sich in den letzten Tagen und Wochen intensiv bemüht, die Sachlage mit der Telekom zu klären. Nachdem die Telekom auf ihrem unzutreffenden Standpunkt beharrte, kündigte die Drillisch-TochtergesellschaftSimply Communications GmbH bereits am 3. November 2011 den bestehenden Vertrag fristgemäß. Die Deutsche Telekom AG nahm dies nun offenbar zum Anlass, ihrerseits außerordentlich zu kündigen. Die Drillisch AG bedauert diese Eskalation und weist ausdrücklich daraufhin, dass die Kündigung keine negativen Auswirkungen für die bestehenden Simply-Kunden hat. …
Auch Freenet, deren Aktien durch die Vorgänge ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden, sah sich genötigt, eine PM zu veröffentlichen. Die Freenet AG nimmt dabei inhaltlich nicht Stellung sondern erklärt nur, dass die Vorwürfe das Unternehmen nicht betreffen:
„… Der freenet Vorstand erklärt, dass die in der Presse zitierten Vorwürfe der Deutsche Telekom AG gegenüber einem anderen Mobilfunkanbieter in keinster Art und Weise auf die freenet AG und ihre Service-Provider-Tochtergesellschaften zutreffen oder mit ihnen in Verbindung zu bringen sind.
Die freenet AG arbeitet im Übrigen gut und erfolgreich mit der Deutsche Telekom AG zusammen. …„
Für Kunden von Drillisch und insbesondere Simply dürfte sich durch die Kündigung kaum etwas ändern. Die Telekom hat bestätigt, das Bestandskunden weiter telefonieren können. Neuen Prepaid Karte von Simply nutzen ohnehin bereits seit mehr als einem Jahr das Netz von O2.
Ich schreibe bereits seit 2006 rund um die Themen Prepaid, Mobilfunk und Kommunikation und begleite die Entwicklungen auf dem Markt seit dieser Zeit intensiv und durchaus auch kritisch. Das Internet hat in diesem Segment viel verändert und ist zu einer wichtigen Informationsquellen geworden, die vielfach die Mobilfunk-Fachgeschäfte abgelöst hat. Sollte es Fragen oder Anmerkungen zum Artikel geben – gerne in den Kommentaren oder auch direkt in den soazialen Netzwerken. Mehr zu mir: Wer schreibt hier?
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